In einem Selbstversuch habe ich geholfen, die PCs der Volksschule meiner Kinder mit Microsoft Produkten auf Vordermann zu bringen. Dies habe ich zum Anlass genommen, sich wieder einmal intensiver mit der proprietären Software-Welt auseinanderzusetzen, um auch selbst nicht dem „Confirmation Bias“ aufzusitzen (= Verstärkung/Schönreden der eigenen Argumente bzw. Auseinandersetzen mit der Gegenseite – siehe: https://www.kuketz-blog.de/kommentar-zu-ms365-wenn-fakten-nicht-mehr-ausreichen/).

Während die Software-Auswahl mit Windows 10 und Microsoft Office nicht gerade als innovativ und nachhaltig bezeichnet werden kann (Lizenzen standen seitens Land/Gemeinde zur Verfügung – bezahlt hat es letztendlich trotzdem der Steuerzahler – Abfluss €€€ Österreich -> USA) kamen hingegen aufbereitete Rechner aus der lokalen IT-Industrie zu ihrem 2. Lebenszyklus.

Aufgrund fehlender Betreuungsstrukturen im VS-Bereich haben wir die Rechner in bewährter Turnschuh-Administration per USB-Stick aufgesetzt. Da die Windows-Lizenzen nicht von uns eingespielt werden konnten, mussten die Rechner zuerst einmal ohne LAN-Konnektivität aufgesetzt werden. Bis der erste Rechner allerdings fertig war, vergehen bei Windows schon einmal zahlreiche Kaffeepausen und einige Reboots – unzählige „Nein, ich will nicht“-Auswahlen inklusive (eine gute Ehe beginnt anders 😉

Das Anstöpseln von LAN in Kombination mit zahlreichen Updates und weiteren Reboots trug jetzt nicht zur Beschleunigung der Installation bei.

Während bei Linux (z.B. Ubuntu, Fedora, …) eine Installation per USB-Stick mit wenigen Klicks in kürzester Zeit erledigt ist, wird man bei der Installation von Windows nach wie vor an eine Warteschleife wie bei der A1-Hotline erinnert. Die Botschaft „… Minuten …“ ist dabei mehr Fake als Fakt.

Sie können alles uns überlassen mag dann stimmen, wenn es um die Nutzerdaten geht, die Microsoft brav im Hintergrund sammelt/überträgt. Was damit sonst gemeint sein könnte, entzieht sich meiner Kenntnis.

Dass sogar die Microsoft Office Installation Probleme bereiten kann (im Beisein eines Microsoft-Experten einer Fachhochschule wohlgemerkt), soll hier nicht unerwähnt bleiben. Auch hier sieht man wiederdie Tücken des Lizenzmanagements bei proprietärer Software.

Selbst wenn Microsoft Windows und Office soweit einmal eingerichtet sind, hat man noch immer keine vernünftige Auswahl an Anwenderprogrammen mit installiert bekommen. Als Minimum muss zumindest ein alternativer Browser (hier: Firefox und Chrome) sowie ein PDF-Viewer ergänzt werden. Kurios ist auch die Tatsache, dass selbst die Installation freier Open Source Programme wie LibreOffice oder GIMP deutlich länger Zeit in Anspruch nimmt wie das unter einem Linux-Betriebssystem der Fall ist.

Fazit

Das Aufsetzen eines PCs im klassischen Verfahren benötigt unter Windows ein Vielfaches an Zeit als dies mit Linux der Fall ist. Zudem kann etwa bei Ubuntu sofort mit dem Arbeiten begonnen werden währenddessen bei Windows so gut wie gar keine nützlichen Anwenderprogramme mit an Board sind. Das Lizenzmanagement ist mühsam hoch 2 und hinkt der Einfachheit in der Open Source Welt um Meilen hinterher.

Wenn man einmal die vielen Vorzüge aus der freien Linux-Welt gewohnt ist, stellt der Wechsel auf die Windows-Welt einen unglaublichen Rückschritt dar. Eingebunden in ein Mobile Device Management bzw. Schulnetzwerk mögen manche Prozesse auch bei Windows & Co. reibungsloser ablaufen – die Vorteile eines Linux-Systems wird man damit dennoch nicht kompensieren.

Zu alldem kommt hinzu, dass auch in der Volksschule mittlerweile alte auf Windows-basierende Lern-CDs verschwunden sind und moderne Lernprogramme wie Antolin (zur Leseförderung) alle browserbasiert sind. Was rechtfertigt somit noch den Einsatz von Microsoft & Co. abgesehen von liebgewonnenen Gewohnheiten?


2 Kommentare

X.Y. · 12.03.2023 um 10:59

Geschätztes „Linux in der Schule“ Team!
Ich lese in regelmäßigen Abständen ihre Artikel auf dieser Website. Auch ich bin ein großer Befürworter von Open Source Software in der Bildung! Dementsprechend interessant finde ich ihren Artikel. Ich bin sowohl in der IT-Branche als auch als Lehrer beruflich tätig und finde deshalb hier immer wieder guten Input. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass für den schulischen Endanwender das verwendete Betriebssystem heute aber schon eher eine untergeordnete Rolle spielt. Die größten Teile der verwendeten Programme/Applikationen sind entweder webbasierend oder plattformübergreifend verfügbar. Aus dem Grund zeigt meine Erfahrung, dass es beispielsweise den Schülern total egal ist, welches Betriebssystem eingesetzt wird – das Problem findet sich eher im Bereich des Lehrerzimmers. Fairerweise muss ich jedoch auch anmerken, dass die Produkte aus Redmond aber auch durchaus gut funktionieren. Ich habe im Laufe der letzten Jahre zig INF/EDV-Säle eingerichtet/installiert und an lokale Verzeichnisdienste (Active Directory) angebunden. Ehrlich gesagt, hatte ich dabei nie wirklich größere Probleme. Jedoch habe ich mich bewusst dafür entschieden zukünftig beispielsweise keine ECDL-Angebote mehr auf Basis von Microsoft Office Anwendungen anzubieten. Grund dafür ist, dass zum einen der (I)ECDL meiner Meinung nach mehr und mehr an Bedeutung verliert und sowieso nicht mehr den Stellenwert hat, den dieser noch vor 10 oder gar 20 Jahren hatte – und zum anderen will ich keine Produktschulungen mehr für einen quasi Monopolisten gratis abhalten. Aus meiner Sicht ist es also eher eine Frage der Überzeugung welche Produkte man im schulischen Umfeld einsetzen möchte, weniger eine technische Frage.
MfG

P.S.: Auch ihren Artikel bzgl. der refurbed Notebooks fand ich sehr interessant. Allerdings war ich bis dato immer der Meinung, dass die Geräte der Schüler per Gesetz (§6 des SchDigiG) via MDM verwaltet werden müssen. Ob dies allerdings aktueller Stand ist, habe ich jetzt nicht überprüft. Hier wird die Angelegenheit allerdings schon schwieriger. Mir ist kein adäquates Äquivalent aus dem OpenSource Bereich bekannt, welches den Funktionsumfang von „Intune“ abdeckt. Die erwähnte Lieferzeit ist übrigens auch „super“.

    Rene Schwarzinger · 12.03.2023 um 12:08

    Das Problem findet sich zum Teil im Lehrerzimmer und zum Teil im Elternhaus (aufgewachsen in einer Microsoft-dominierten Welt).
    Und ja, das Betriebssystem steht in der täglichen praktischen Arbeit völlig im Hintergrund (leider aber nicht immer in der Diskussion mit den genannten Beteiligten).

    Ansible ist ein Open Source Werkzeug, mit dem ein Gerätemanagement im Sinne eines MDM möglich ist (z.B. automatische Software-Installation). Man darf aber bei aller Begeisterung für ein MDM nicht den Blick verlieren, dass es eine zentrale Aufgabe der Schule ist, den Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit Ihrem Gerät zu vermitteln (inklusive Kompetenz, selbst für die Wartung aufzukommen)!

Schreibe einen Kommentar zu Rene Schwarzinger Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert