Durch einen Zufall bin ich auf Rolf Dobellis Buch „Die Kunst des digitalen Lebens – Wie Sie auf News verzichten und die Informationsflut meistern“ gestoßen.

https://www.dobelli.com/de/bucher/die-kunst-des-digitalen-lebens/

Mit News sind die vielen kurzen und zumeist wenig tiefsinnigen Beiträge gemeint, die exponetiell zunehmen und uns heutzutage immer und überall umgeben. Dabei ist es der Effekt-heischende Massen-Jouralismus auf der einen Seite (abzugrenzen von investigativem bzw. Erkär-Journalismus) und die Profitmaximierung von Social Media Konzernen wie Meta, Google, & Co. auf der anderen Seite, welche letztendlich beide darauf abzielen, durch bestimmte Mechanismen Aufmerksamkeit zu erzeugen, um den Konsumenten in Folge zu einem möglichst langen Verbleib auf der News-Seite zu bringen, um in weiterer Folge diese Zeit über das gezielte Ausspielen von personalisierter Werbung zu monetarisieren (inkl. vorheriger Datensammelung über uns).

Rolf Dobelli führt in über 30 kurzweiligen Kapiteln vor Augen, warum es besser für uns ist, auf diese News-Flut zu verzichten und bietet gleichsam eine Anleitung für eine News-Diät. Zentrale Fragestellungen sind dabei immer:

  • Welche News hat dir tatsächlich geholfen, die Welt besser zu verstehen?
  • Welche News hat dir tatsächlich geholfen, bessere Entscheidungen zu treffen?

Der Großteil aller News sind für uns Bürger völlig unrelevant. Effekt heischende Schlagzeilen sind am nächsten Tag oft schon wieder vergessen. Sinnvoller wäre es, den eigenen Kompetenzkreis – Dobelli meint damit jene Bereiche in denen man seine meisten Stärken und Interessen hat – über ausführliche Medien (Bücher, Podcasts, Dokumentationen, …) zu forcieren. Generell sollten eigene Entscheidungen auf Bücher-Wissen, fundierten Statistiken sowie gut recherchierten Artikeln beruhen.

Viele News Junkies konsumieren Nachrichten im Stunden-Takt von Früh bis Abends befeuert durch Smartphone, Social Media & Co.
Dobelli ordnet dem News-Verzicht einen Zeitgewinn von einem ganzen Monat pro Jahr zu. Zeit, die für Familie, Hobbys, Karriere besser genutzt werden kann – weniger Stress inklusive.

Dobelli sieht in dem übermäßigen News-Konsum mehrere weitere Probleme wie etwa den Confirmation Bias (Bestätigungsirrtum), den Hindight Bias (Rückschaufehler) oder den Availabiltiy Bias. Es ist aus seiner Sicht auch ein gravierender Fehler, zu glauben, man müsse sich mit News eine Meinung zu allem bilden. Wahre Freiheit ist laut Dobelli, sich zu bestimmten Themen keine Meinung bilden zu müssen – schließlich ist ein Großteil der Meinungen schlichtweg irrelevant.

Dass der News-Konsum die Konzentration negativ beeinflusst, sehen wir sehr gut auch bei unseren Schülern in der Schule. Schließlich fungieren News – egal ob in Gratis Zeitschriften, Online Seiten oder Social Media Kanälen über eine maximale Ablenkung des Users. Die Konditionierung auf kurze Impulse führt bei den jungen Leuten ebenso augenscheinlich dazu, dass die Schaltkreise im Gehirn, die für lange Texte und Inhalte zuständig sind, immer mehr verkümmern. Wissen eignet man sich aber nicht über 3-Zeiler oder 10-Sekunden Videos an.

Weiters kritisiert Dobelli Fake Fame (falscher Ruhm) und Fake News. Ob Inhalte nun falsch oder wahr sind: 99 % von allem, was in den News steht, können wir als Bürger nicht beeinflussen. Diese „erlernte Hilflosigkeit“ kann zu einem psychologischen Loch führen. Dabei geht der Blick auf jene Bereiche unseres Lebens verloren, die wir sehr wohl beinflussen können. Zu den beiden genannte Begriffen kommt auch noch Fake Compassion (falsches Mitleid) hinzu, welches schlussendlich nicht den Betroffenen von irgendwelchen Katastrophen hilft, sondern nur den Plattformanbietern (Meta, Google, …) durch erhöhte Click-Rates.

News-Journalisten sind selbst in einem System gefangen, da von verschiedenen Faktoren befeuert letztendlich schlechte, bestenfalls belanglose Inhalte publiziert werden (siehe auch Sturgeons Law). Tiefgründige Artikel und aufwändige Recherchen benötigen Zeit, die oft nur mehr im investigativen Jouralismus oder Erkärjournalismus vorhanden ist. Als Alternative zur News-Flut rät Dobelli daher immer wieder zum Konsum anderer Quellen wie Dokumentarfilme, Podcasts, eigene Beobachtungen, Bücher und lange Artikel.

Viele Philosophen der letzten 2500 Jahre sahen/sehen für ein gelingendes Leben die „innere Ruhe“ als essentiell. News geben keine Antworten auf die großen Fragen unserer Existenz sondern bringen uns höchstens aus dem inneren Gleichgewicht. Dobellis Tipp: „Lesen Sie gute Bücher statt schlechte News“

Ob eine radikale oder nur eine sanfte News Diät für einen persönlich umsetzbar scheint: ein „gesundes“ Maß im Konsum von digitalen Inhalten ist für ein zufriedenes, erfüllendes Leben unumgänglich. Ich selbst werde meinen News-Konsum weiter einschränken indem ich als erstes die Häufigkeit stark reduzieren werde. Zusammen mit der Reduktion auf wenige Qualitätsmedien und dem Verzicht auf Social Media hoffe ich, eine Vielzahl von Dobellis Tipps rasch umsetzen zu können!


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