Univ.-Prof. Dr. Theo Hug von der Universität Innsbruck, sowie Mag. Reinhold Madritsch von der PH Tirol haben ein sehr interessantes Dokument zum oben genannten Thema verfasst.

Das Dokument kann hier heruntergeladen werden.
https://journals.univie.ac.at/index.php/mp/article/view/4320

Das Dokument beleuchtet einige Entwicklungen sehr kritisch. Zum Beispiel die Abhängigkeit von den big playern, die Verflechtungen im EIC (Education-Industrial Complex) sowie der Verlage. Auch Zertifikate wie ECDL wird mit einer großen Skepsis begegnet.
An dieser Stelle Danke an diese engagierten Herrn für diese Tolle Arbeit und das Zusammentragen vieler Informationen.

Ein paar Zitate aus dem Dokument, die für sich sprechen.

Nichtsdestotrotz besteht ein kultürliches, vor allem wirtschaftlich nicht zu unterschätzendes Interesse der internationalen big player, ihre Produkte und Dienstleistungen im Lehr- und Administrationsbetrieb nachhaltig zu platzieren.

Betrachtet man die big player in diesem Segment, so lassen sich grob vier parallel zu verfolgende Strategien identifizieren, wie diese sich und ihre Produkte positionieren. Im Rahmen des Direktmarketings wenden sich die Aktivitäten der big player entweder (1) unmittelbar an Schülerinnen und Schüler oder (2) mittelbar über Eltern so-
wie Lehrerinnen und Lehrer (insbesondere in Weiterbildungskontexten) an Schülerinnen und Schüler. Indirekt versuchen die Unternehmen die Schulen (3) mit herkömmlichen Werbemitteln zu erreichen oder (4) über Lobbyarbeit im Bundesministerium.

Die Erreichung der Unternehmensziele durch die Bereitstellung von Dienstleistungen und dem Handel mit Inhalten ist nur ein Kriterium des digitalen Kapitalismus. Ein ungeheures Potenzial an Daten wartet darauf, DSGVO-gerecht gesammelt zu werden, was nicht selten zu scheinbar kostenfreien Angeboten von Dienstleistungen und Produkten führt. Der etwas abgewandelte Spruch aus der klassischen Werbung „If the service is free, you are the product – or at least your data!“ (Buckingham 2019a) bringt diese Tatsache auf den Punkt.

Zertifikate, Urkunden, Badges und Führerscheine – manche von den Anbietern auch selbst gestrickt und ohne nachvollziehbare Standards – haben bereits den Status eines Paralleluniversums zu den staatlichen Zeugnissen errungen und schmälern damit deren Bedeutung als verlässliche Leistungsnachweise.

Ist es im österreichischen Bildungssystem notwendig, einem Arbeitgeber Zusatzqualifikationen in Form eines Zertifikats dem Zeugnis beizulegen, um Leistungen nachzuweisen, die meist im Lehrplan ohnedies gefordert sind?

Aus Sicht des Unternehmens [Microsoft] wurde und wird diese Strategie – nicht ohne Hilfe der öffentlichen Stellen – erfolgreich umgesetzt, aus Perspektive der Schülerinnen und Schüler gehen damit aber vor allem die Heterogenität der Softwarelandschaft und damit verbundene Bildungschancen verloren.

Es wäre naiv anzunehmen, dass die Tech-Giganten in den diversen Bildungssekto-
ren primär aus pädagogischen, philanthropischen oder karitativen Erwägungen aktiv werden.


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