Gene sind nur unser Werkzeug. Die Nuss knacken wir selbst!
Markus Hengstschläger – Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik an der MedUniWien sowie Leiter des ThinkTanks Academia Superior – nimmt in seinem Buch Die Lösungsbegabung u.a. auch auf die Abhängigkeit zu US-Software Konzernen Bezug, die schon lange den Wert von Daten für sich erkannt haben („das Öl von morgen“).
Selbst die größtmögliche Kontrolle über seine eigenen Daten – also Datensouveränität oder digitale Souveränität – behalten zu können, soll das Ziel sein. […] Staatliche digitale Überwachungskonzepte wie in China, die über Social-Credits- oder Social-Scoring-Systeme das Verhalten von Privatpersonen oder Unternehmen mit Punkten bewerten (Stichwort gläserner Mensch), sind ethisch genauso zu hinterfragen wie die immer stärker und globaler wirkenden privaten Monopole aus dem Silicon Valley von Firmen wie etwa Google, Apple, Facebook oder Amazon.
Die Lösungsbegabung, 2020 Ecowin Verlag, S: 86 f
Weiters führt Hengstschläger im selben Atemzug an:
Außerdem ist das Leben im digitalen Zeitalter ohne eine entsprechende Bildung nicht mehr denkbar. […] Digitale Souveränität beinhaltet auch das Wissen darum, welche Daten man im Internet hinterlässt und welche Konsequenzen das für das Individuum haben kann.
Die Lösungsbegabung, 2020 Ecowin Verlag, S: 87 f
Festzuhalten gilt es auch, dass wir uns immer mehr – Big Data geschuldet – von einer Wissensgesellschaft zu einer Datengesellschaft entwickeln bzw. die Interpretation der Daten den Big Tech Konzernen überlassen:
Daten sind also Fakten über etwas. Informationen sind Daten, die eine Bedeutung bekommen. Und Wissen ist eine Sammlung von Informationen, mit dem Ziel, Überzeugungen mit möglichst hohem Wahrheitsgehalt darzustellen.
Die Lösungsbegabung, 2020 Ecowin Verlag, S: 174
Die Macht über persönliche Daten liegt dabei immer mehr bei US-Konzernen als bei den eigentlichen Urhebern:
… dass gar nicht so viele ausgewertete Facebook-Klicks notwendig sind, damit die Analysten einen Menschen besser kennen, als ihn etwa seine Verwandten kennen. Und wir diskutieren, ob es durch Data-Mining nicht auch möglich wäre, dass man einen Menschen besser kennenlernen könnte, als er sich selbst kennt.
Die Lösungsbegabung, 2020 Ecowin Verlag, S: 83 f
Hengstschläger führt weiters gekonnt aus, dass es sehr wohl einen soliden Grundstock an Wissen bedarf, um bahnbrechende neue Entdeckungen zu machen. Vielleicht sollte man sich das auch an den Schulen wieder verinnerlichen wo sich derzeit alles nur mehr um Kompetenzen dreht.
Und wie steht es aktuell mit dem Faktenwissen? Wann immer in einer Diskussion eine konkrete Frage auftaucht, wird heute sofort gegoogelt. Man hat außerdem das Gefühl, dass sich diese Wisch-und-Klick-Generation immer mehr über alle Altersgruppen erstreckt. Auch Studenten sind zunehmend geneigt, eine Antwort aus der Suchmaschine zu präsentieren. Dies Antwort muss keinesfalls falsch sein. Aber wenn man fragt , ob man sich diese Antwort denn nun merken würde, bekommt man nicht selten einen Blick, der zu sagen scheint: „Warum? Ich habe nicht vor, mein Smartphone zu verlieren.“
Natürlich bietet das Internet enorme Chancen dafür, Bildung zu verbreiten (Stichwort: Massive Open Online Courses, Khan Academy). Aber die Frage ist, welchen Einfluss der 24/7-Zugang zu Daten, Informationen und Wissen für das „Verinnerlichte“ des Homo sapiens hat? Darauf muss deshalb mit dem notwendigen Nachdruck Bedacht genommen werden, weil Inspirationen, spontane kreative Geistesblitze ja eben nur jenen vorbehalten sind, die sich wirklich intensiv mit einem Thema beschäftigt haben und viel Wissen im Kopf und nicht in der Hosentasche mit sich tragen.
Die Lösungsbegabung, 2020 Ecowin Verlag, S: 177 f
Abschließend möchte ich noch folgende Aussage unterstreichen, die auf die notwendige Talenteförderung an Schulen Bezug nimmt:
Die Bedeutung der Entdeckung und Entwicklung von Talenten kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Und mehr als Schwächen zu bekämpfen, sollte man dabei Stärken stärken. Laufendes Aufzeigen und Ausbessern der Schwächen raubt Kindern, Schülern, Lehrlingen, Studenten und Mitarbeitern nur Lust, Zeit und Kraft, sich mit ihren Stärken zu beschäftigen. Natürlich muss man auch an seinen Schwächen arbeiten. Aber wenn Stärken nicht entsprechend gefördert werden können, weil man sich zu sehr dort anstrengen muss, wo man nicht so talentiert ist, entsteht nur innovationsfeindliches Mittelmaß.
Die Lösungsbegabung, 2020 Ecowin Verlag, S: 194
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