Die Änderung im Stundenplan ist jetzt auch den Schüler:innen und Eltern aufgefallen. Nicht nur Geräte werden ausgegeben auch das unterrichtende Lehrpersonal ist gefordert, das neue Fach mit entsprechend großen Herausforderungen zu unterrichten.

Ganz wesentlich sind dabei die Unterrichtsmaterialien: Berichte von Schulbüchern zur Digitalen Grundbildung kennt man schon (https://www.derstandard.at/story/2000137574715/schulbuch-fuer-digitale-grundbildung-ist-voll-mit-fehlern) und ihr Ruf und die übliche Verwendung von Büchern hat ihren Reiz: keine Veränderung, man kann den Umfang visuell und taktil erahnen und erlaubt oder unerlaubt sogar reinschreiben (ev. auch digital).

Ein anderer Zugang als Schulbücher ist der frei verfügbare TSNmoodle Kurs, entwickelt von Pädagog:innen aus der Praxis mit der eLearning Koordination für Mittelschulen in Tirol und Unterstützung der Bildungsdirektion Tirols.

Der Kurs besteht aus einem umfangreichen Materialpool mit erprobten, Schüler:innen zentrierten Aufgaben und richtet sich nach den fünf Deskriptoren wie sie im Lehrplan enthalten sind: Orientierung, Information, Kommunikation, Produktion und Handeln. Abwechslungsreiche, interaktive eTivitys waren den Autor:innen besonders wichtig. Moodle ist als frei verfügbare Open Source Software hierfür die ideale Plattform. (siehe auch https://tibs.at/node/2597)

Die Kurse können als Moodle Sicherung von der Seite: https://moodle.tsn.at/mod/url/view.php?id=1728479 geladen werden und in jede beliebige Moodle Instanz importiert werden. Die Übungskurse sind für portal.tirol.gv.at Nutzer vorgesehen. Eine komfortable eduvidual.at Umsetzung wird angedacht. Aber mit den Sicherungsdateien steht allen Moodle Nutzern mit etwas Aufwand die Unterrichtsressourcen zur Verfügung.

Die ersten Erfahrungen zeigen eine ausgewogene, zielgerichtete, eigenständige Arbeitszeit der Schüler:innen an ihren Geräten und einige Änderung in den Tätigkeiten der Unterrichtenden:


Was früher mehr oder weniger als Einzelkämper:in erledigt werden musste, und mit der Nutzung weg fällt ist:

  • die Suche und das Einschätzen von Unterrichtsmaterialien,
  • die Stundenplanung vom Lehrplan Weg ohne Grundlage oder Vorarbeit (bei jungen oder neuen Lehrer:innen mit wenig Praxis und Erfahrung mit Geräten im Klassenzimmer),
  • die Anpassung und Orientierung am Lehrplan,
  • die Anpassung an Altersgruppe,
  • die Aufarbeitung in einem Lernmanagement System,
  • die Erstellung einer Strategie zur Sicherung des Lernerfolgs bzw. der Bewertung,
  • die Jahresplanung;

Was in geringerem Maße bleibt oder als Mehraufwand hinzukommt:

  • die Einarbeitung in die Kurse,
  • die Anpassungen von Links (bei online, kooperations- Tools wo nur die entsprechende Klasse gemeinsam arbeiten soll),
  • die Durchführung,
  • die Korrekturen (hier muss auf zeitsparende, Übersicht optimiert werden, da viel Interaktivität auch viele, zwar teils selbst „bewertende“, Abgaben erzeugen);

Neu sind:

  • der Umfang und die Qualität der Materialsammlung (von Saferinternet und ähnlichem),
  • die Interaktivität eingebettet in ein Lernmanagement System,
  • die Möglichkeit der Kooperation und Austausch zwischen alle nutzenden Lehrpersonen, Autoren und Interessierten und vor allem,
  • die Freiheit bei den Creativ Commons Lizenzen der Kurse und der daraus folgenden Möglichkeit der transparenten Weiterentwicklung von vielen


Großer Unterschied zwischen den Produkten von Schulbuchverlagen liegt nicht an der Aktualität oder den enthaltenden Fehlern (im Vergleich mit Mathematik wird der Jahrtausend lange Vorsprung auch nicht in den nächsten Jahren eingeholt werden können) sondern in der offenen Creative Commons Lizenz. Eine gewisse Nähe der Creative Commons Lizenz zu DER Lizenz für Freie Open Source Software: GPL mit ihren vier Freiheiten allerdings bezogen auf Dokumente ist vorhanden. Die logisch-schlüssige Implementierung in der Open Source Lernmanagement Software Moodle ist gegeben wobei „Bildung 4.0“ von 2018 nur in Teilen erreicht werden konnte.

(Siehe auch Haller, S. (2018). Über Bildung 4.0, Schule 4.0 und andere Dinge, die keine Versionierung brauchen. Medienimpulse, 56(1).
https://doi.org/10.21243/mi-01-18-14
https://journals.univie.ac.at/index.php/mp/article/view/mi1187
https://journals.univie.ac.at/index.php/mp/article/view/mi1187/1315)

Der Übergang zu offenen Bildungsressourcen (Open Educational Resources – OER) und Services zur freien Nutzung zum Lehren, Lernen und Forschen https://www.openeducation.at/ ist offensichtlich. Wie dieser Zugang gefördert und erhalten werden kann ist offen. Konkurrenz zur Schulbuchaktionen wurde mit Tiroler Ressourcen gestartet. Auf Bundesebene gibt es andere gute Beispiele: Tapas, microbit Buch. Wie die Verlage auf diese OER Initiative reagieren und ob es gewinnbringende Zusammenarbeiten bei bleibender Freiheit nach OER bzw. CC gibt, gilt es zu hoffen. Gedruckte bzw. ergänzende oder allein stehenden, gut eingebundenen, multimedial und grafische (online) Schulbücher von Schulbuchverlagen bleiben interessant.

Inwieweit der frei verfügbare TSNmoodle Kurs die „Nahtstellen von Medienbildung und informatischer Bildung“ schließen kann, ist noch nicht abzuschätzen, da die Weiterentwicklung inkl. Feedback und Anpassungsschleife mit Rückmeldungen aus den entsprechenden Institutionen (Medienpädagogik und Informatik Didaktik) erst erfolgt. Was aber bleibt ohne auf die Inhalte der Kurse einzugehen ist nach Marshal MC Luhan: „das Medium ist die Botschaft“: die Wahl einer offenen Bildungsresurce ist das Medium das die Botschaft: Zusammenarbeit vermittelt. (Siehe auch Hug, Theo, ‘Digitale Grundbildung – Ein zukunftsorientiertes Modell? – Linux in der Schule’
https://linux-bildung.at/2022/07/digitale-grundbildung-ein-zukunftsorientiertes-modell/)

Was im Tiroler Moodle Kurs zur digitalen Grundbildung noch fehlt sind:
– eine leichtere Integrierbarkeit ganzer Kursbereiche (verschiedene Schulstufen, verschiedene Gruppen) bei eduvidual.at mit edu-Publischer zu organisieren,
– die weiteren Umsetzungen von den Dimensionen: Kommunikation, Produktion, Handeln (Orientierung, Information ist von der 5 bis 7 Schulstufe implementiert). Dies ist im Laufe dieses Schuljahres geplant, – die Weiterführung für die 8. Schulstufe für nächstes Schuljahr.

Bild von fancycrave1 auf Pixabay


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