Mittlerweile gäbe es genügend Gründe dem Meta-Konzern und seinen Onlineplattformen Facebook, WhatsApp und Instagram den Rücken zu kehren. Nach wie vor gibt es aber Schulen, Unternehmen, Vereine etc., die meinen ohne den Tools von Meta geht es nicht.

Wir möchten hier ein paar Gründe liefern, WhatsApp, Instagramm oder Facebook zu löschen. Die Liste an Argumente ist sicher nicht vollständig, wir freuen uns aber über entsprechende Ergänzungen in den Kommentaren.

Mediale Berichte über Facebook und deren Skandale gibt es viele. Wir erinnern uns zum Beispiel an

Wer diese Beiträge gelesen hat, sollte eigentlich schon genügend Argumente haben, um Abschied von Meta zu nehmen. Wem das noch nicht reicht, dem empfehle ich die gut gepflegten Artikel zur Kritik an Meta/Facebook auf Wikipedia zu lesen.

Facebook ist ein Unternehmen, das darauf spezialisiert ist, unsere begrenzte Aufmerksamkeit zu stehlen und dabei maximal viele Daten zu sammeln. Sein Geschäftsmodell besteht darin, unsere tiefsten Wünsche und Ängste auszunutzen, um uns gezielt Inhalte anzuzeigen, die uns zum Bleiben und Weiterklicken animieren. Je mehr Zeit wir dann auf Facebook und Instagram verbringen, umso mehr intime Daten über unser Leben kann der Konzern extrahieren.

https://www.zeit.de/digital/2021-11/frances-haugen-facebook-whistleblowerin-eu-parlament-edri

Dass Meta viele Daten sammelt ist ja bekannt und Edward Snowden formuliert das sehr treffend mit

Facebook ist eine Überwachungsfirma getarnt als soziales Netzwerk

https://t3n.de/news/snowden-facebook-ueberwachung-990431/

WhatsApp

Vergleicht man zum Beispiel WhatsApp mit der empfehlenswerten Alternative Signal, ist sofort klar, dass WhatsApp deutlich mehr Daten sammelt, wie aus dem Appstore von Apple hervorgeht.

Neben dem Adressbuch, in dem oft auch Geburtstage der Kontakte vermerkt sind, werden Standortdaten, Profilbilder,… gesammelt. Quasi alles was nicht über die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt wird, wird übertragen. Und laut ProPublica ist diese Ende-zu-Ende-Verschlüsselung – wie nennen wir das jetzt….?

Darüber hinaus können die Infos aus dem Adressbuch, die zwar essenziell für den Betrieb von WhatsApp sind, ein Probleme mit der DSGVO hervorrufen. Man muss nämlich alle im Adressbuch gespeicherten Personen fragen, ob man ihre persönlichen Daten an Facebook weitergeben darf. Kaum jemand wird das auch machen.

Hat man selber keinen WhatsApp-Account, heißt das nicht, dass man vom Datensammeln verschont bleibt. Hat euer bester Freund beispielsweise euren Geburtstag, euren Wohnort, eure E-Mail-Adresse, eure Telefonnummer(n), die Namen und Daten eurer Familie, eure Webseite und diverse weiterer Daten unter eurem Namen gespeichert und gewährt Whatsapp Zugriff auf das Adressbuch, liest der Messenger all diese Daten ebenfalls aus. [1] Man spricht dann von den sogenannten Schattenprofilen.

Bei jeder Kommunikation fallen natürlich auch eine Menge Metadaten an (IP-Adressen Absender/Empfänger, Dauer der Kommunikation, wer kommuniziert mit wem? Wer nutzt die App wie häufig und wie lange?…) Und auch diese Metadaten sind sehr wertvoll, weil sich daraus zum Beispiel „soziale Graphen“ erstellen lassen. Edward Snodwen sagt dazu:

Die unbequeme Wahrheit ist aber gerade, dass der Inhalt unserer Kommunikation nur selten so viel über uns verrät wie ihre anderen Elemente. Es sind die ungeschriebenen, unausgesprochenen Informationen, die den weiteren Kontext und unsere Verhaltensmuster offenbaren.

Ein Beitrag auf netzpolitik.org zeigt, wie verräterrisch Metadaten sind.

Ab und zu wird man von WhatsApp gefragt, ob man von seinen Chat-Verlauf ein Backup machen möchte. Ein Backup ist ja grundsätzlich etwas Positives. Hier muss man aber aufpassen, den sonst landet ein unverschlüsseltes Backup auf fremden Servern.

Media and messages you back up aren’t protected by WhatsApp end-to-end encryption while in Google Drive unless you choose to turn on end-to-end encrypted backups.

https://faq.whatsapp.com/301038450892741/

Gibt es Alternativen zu WhatsApp, die meine Privatsphäre respektieren?

Facebook und Instagramm

Vor mehr als einem Jahrzent wurden die Sozialen Medien als Technologie der Demokratisierung gefeiert. Die breite Nutzung der sozialen Medien hat die Kommunikation effizienter und schneller gemacht und hat dazu geführt, dass eine größere Anzahl von Menschen mit Informationen versorgt werden kann. Damit lassen sich auch gut Proteste organisieren, wie zum Beispiel der Arabische Frühling, die Proteste in Belarus 2020, oder aktuell die Proteste im Iran.

Wechselt man die Perspektive findet man aber sehr schnell auch die Schattenseiten Sozialer Medien. Spontan fallen da einem Donal Trump, Jair Bolsonaro, Brexit, oder die MFG bei den Landtagswahlen in Oberösterreich ein.

Ziel der Sozialen Medien ist es ihre Benutzer möglichst lange auf ihrer Plattform zu halten. Dazu werden allerlei Psychotricks angewendet – Infinte Scroll, Pull-to-refresh, Like-Button, Push-Nachrichten, Videoschleifen,… [2] – sodass unser Körper Dopamin ausschüttet. Es ist zwar leicht, diese Behauptung als Übertreibung abzutun, aber Plattformen wie Facebook, Snapchat und Instagram nutzen genau die gleichen neuronalen Schaltkreise wie Spielautomaten und Kokain, um uns dazu zu bringen, ihre Produkte so oft wie möglich zu nutzen. [3]

Je länger man auf der Plattform bleibt, um so mehr können sie das Benutzerprofil schärfen und interessensbezogene Werbung einblenden oder bezahlte Inhalte in den Vordergrund stellen. Das Ziel ist ganz klar, aus jeder Interaktion Profit zu generieren. Es steht also nicht das Soziale oder der Mensch im Vordergrund dieser Plattformen, sondern die Profitmaximierung und der Unternehmenswert an den Börsen. Aus diesem Grund sind auch die Alogrithmen so umgesetzt, dass sie möglichst viel Reaktion und Interaktion auslösen. Darum werden Fake News, Hassrede etc… immer ganz nach oben gespült, weil diese die meisten Reaktionen auslösen. [4]

64 percent of all the people joining extremist groups were finding their way to them because Facebook’s algorithms were directly recommending them. This meant across the world, people were seeing in their Facebook feeds racist, fascist and even Nazi groups next to the words: ‚Groups You Should Join‘. They warned that in Germany, one-third of all the political groups on the site were extremist. Facebook’s own team was blunt, concluding: ‚ Our recommendation systems grow the problem‘.

Stolen Focus, p. 157

Auch Francis Haugen – eine ehemalige Facebook-Managerin und und Whistleblowerin – sagt, dass der Algorithmus von Facebook zu Fehlinformationen, Hassreden und sogar ethnischer Gewalt anstiftet.

“Facebook … knows—they have admitted in public—that engagement-based ranking is dangerous without integrity and security systems but then not rolled out those integrity and security systems in most of the languages in the world,” she told the Senate today. “It is pulling families apart. And in places like Ethiopia it is literally fanning ethnic violence.”

https://www.technologyreview.com/2021/10/05/1036519/facebook-whistleblower-frances-haugen-algorithms/

Die Modelle des maschinellen Lernens, die das Engagement maximieren, begünstigen auch Kontroversen, Fehlinformationen und Extremismus: Einfach ausgedrückt, die Menschen mögen einfach skandalöse Dinge.

Facebooks Forscher fanden in internen Studien aus dem Jahre 2019/20, die mittlerweile öffentlich geworden und unter dem Titel „The facebook files“ bekannt sind, dass

„Instagram für einen beträchtlichen Prozentsatz von jungen Nutzern schädlich ist, insbesondere für Mädchen im Teenageralter“

https://www.wsj.com/articles/facebook-knows-instagram-is-toxic-for-teen-girls-company-documents-show-11631620739

Einige Erkenntnisse aus einer Folienpräsentation von 2019:

  • „Wir verschlimmern bei jedem dritten Mädchen im Teenageralter die Probleme mit dem Körperbild“
  • Teenager geben Instagram die Schuld für den Anstieg von Angstzuständen und Depressionen, diese Reaktion war unaufgefordert und konsistent über alle Gruppen hinweg
  • Von Teenagern mit Suizidgedanken führten 13 Prozent der britischen und 6 Prozent der amerikanischen Nutzer den Wunsch auf Instagram zurück

Trotz dieses Wissens wurden „die internen Konflikte immer zu gunsten seines Profits gelöst“, wie Francis Haugen sagt.

Als wäre das nicht schon genug, kommen noch andere Enthüllungen dazu:

Es ist kaum zu glauben, was da alles ans Tageslicht kommt.
Abschließend stellt sich die Frage, warum nach wie vor so viele Menschen, Institutionen, Vereine, Firmen, Schulen so einem Konzern die Treue halten und damit Kinder und Jugendliche auf diese Plattformen locken. Hat noch jemand einen moralischen Anspruch an sich selbst? Gibt es denn keine Alternativen?

Für demokratische Gesellschaften ist es eine bedenkliche Entwicklung, wenn intransparente Algorithmen einiger weniger Konzerne entscheiden, was wir im Internet zu sehen bekommen.

Max Plank Gesellschaft: https://www.mpg.de/14933957/0611-bild-131579-pm-mpib-online-welt

Ich denke, es gäbe nicht nur für Schulen die moralische Verpflichtung sich von Meta zu verabschieden.

Alternativen

Pixelfed ist eine Open-Source-Alternative zu Instagram. Pixelfed ist eine weltweit, für jeden nutzbare, und vor allem ethische, Fotoplattform, die sich elegant in das Fediverse integriert.

https://wt.social/ – Das Netzwerk wurde vom Wikipedia-Mitbegründer Jimmy Wales ins Leben gerufen.

Frendica ist die Fediverse-Alternative zu Facebook.

Mehr über Das Fediverse: Social Media losgelöst von den Fesseln kommerzieller Interessen

Tl;dr

Wem dieser Beitrag zu trocken ist, der kann sich diese Informationen auch beim Satiriker Jan Böhmermann ansehen.

Literatur

Facebook Files

https://www.wsj.com/articles/the-facebook-files-11631713039?mod=series_facebookfiles

https://www.sueddeutsche.de/kultur/facebook-files-mark-zuckerberg-1.5448206

[1] – Datensammeln

[2] – Psychotricks

[3] – Belohnung – Dopamin – Manipulation

[4] – Radikalisierung

[5] – Francis Haugen

[6] – autoritäre Regime

Weitere lesenswerte Artikel zum Thema:

https://www.wsj.com/articles/facebook-knows-instagram-is-toxic-for-teen-girls-company-documents-show-11631620739

https://time.com/6121931/frances-haugen-facebook-whistleblower-profile/

Bericht: „Surveillance Giants: How the buisness model of Google and Facebook threatens human rights“

https://www.vice.com/de/article/qj4qjd/whatsapp-datenschutz-warum-signal-threema-und-co-besser-sind

https://netzpolitik.org/2021/metadaten-wo-das-eigentliche-privacy-problem-von-whatsapp-liegt/

https://www.propublica.org/article/how-facebook-undermines-privacy-protections-for-its-2-billion-whatsapp-users

https://www.nytimes.com/2018/04/11/technology/facebook-privacy-hearings.html

https://netzpolitik.org/2021/metadaten-wo-das-eigentliche-privacy-problem-von-whatsapp-liegt/

https://www.derstandard.at/story/2000138185950/facebook-und-instagram-apps-koennten-alles-mitlesen-was-die-nutzer

https://www.derstandard.at/story/2000079052539/unliking-facebook-was-wir-aus-datenskandalen-lernen-koennen

https://netzpolitik.org/2018/cambridge-analytica-was-wir-ueber-das-groesste-datenleck-in-der-geschichte-von-facebook-wissen/

https://www.wired.co.uk/article/whatsapp-instagram-facebook-data

https://www.heise.de/tipps-tricks/WhatsApp-Datenschutz-Was-zu-beachten-ist-4422720.html

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay


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