Die Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Martina Künsberg Sarre hat gemeinsam mit weiteren Abgeordneten am 06.11.2023 folgende parlamentarische Anfrage eingebracht:

https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVII/J/16761/fnameorig_1592072.html

Die Antwort dazu ist Anfang Jänner gekommen und ist hier zu finden.
https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVII/AB/16244/imfname_1603778.pdf

Ein paar Antworten schauen wir uns etwas genauer an.

Eingangs ist festzuhalten, dass das Portal Digitale Schule (PoDS) in der COVID-19-
Pandemie entscheidend zum Gelingen von Distance-Learning beigetragen hat.

https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVII/AB/16244/imfname_1603778.pdf

Es bleibt mir ein Rätsel wie das PoDS zum Gelingen von Distance-Learning beigetragen hätte können. Es war keine Lernplattform, in der LuL. oder SuS. Dokumente ablegen, bewerten oder zur Verfügung stellen konnten. Darüber hinaus war das PoDS auch kein Videokonferenzsystem. PoDS stand anfangs auch nur den höheren Schulen zur Verfügung, wie man in der Parlamentarischen Anfrage 14960/J nachlesen kann. Wenn’s wirklich so zum Gelingen beigetragen hätte, stellt sich die Frage, warum es kaum drei Jahre existiert hat und somit 12 Mio. € verbrannt wurden. eduvidual.at hat und hätte noch viel besser zum Erfolg von Distance-Learning beitragen können, wenn man es nicht ewig kaputt-sparen würde. Und auch da hat es Druck durch die Öffentlichkeit gebraucht. Um 12 Mio. € könnte man eduvidual.at mehr als 2 Jahrzente betreiben.
PoDS lieferte auch deswegen kaum einen Mehrwehrt, weil es nur schon vorhandene Dinge – wie z.B. den Supplierplan aus Webuntis – anzeigen konnte. Da ist den meisten SuS. oder LuL. die Handy-App deutlich näher. (siehe auch: https://eeducation.at/fileadmin/user_upload/PoDS_Quick-Starter_bf_1_.pdf)
Zeitlich muss man diese Aussage auch noch einordnen. Ab dem 16. März 2020 wurde ein bundesweiter Lockdown verfügt.

Die erste Version des Portals Digitale Schule wird für Sie im Herbst 2020 zur Verfügung stehen.

https://eeducation.at/fileadmin/user_upload/PoDS_Quick-Starter_bf_1_.pdf

Somit war das PoDS für den ersten Lockdown und das benötigte Distance-Learning zu spät.

Die Frage zu den Kosten wurde in dieser Anfrage beantwortet. Es kamen seither aber noch einmal mehr als 200.000 € dazu.

Spannend auch Frage 3. Das PoDS wurde vom Verein für IT in der Bildung einer Analyse unterzogen. Diese Evaluierung kostete fast 70.000€ und ist nicht öffentlich zugänglich. Generell sollten Analysen/Studien, die von öffentlichen Geldern bezahlt werden, auch öffentlich einsehbar sein. Hierbei handelt es sich ja nicht um Staatsgeheimnisse. Wie bei bitmedia, Accenture, ACP könnte man auch beim Verein für IT in der Bildung von einer gewisse Nähe zum Ministerium sprechen. Näheres ist hier zu finden. https://journals.univie.ac.at/index.php/mp/article/view/4320/5203
Und einmal mehr stellt sich die Frage, wann wusste das Ministerium, dass das PoDS end-of-life ist? Oder anders formuliert, lässt man ein Produkt noch evaluieren, obwohl man schon weiß, dass man es nicht länger verwenden wird?

Welche Personen oder Personengruppen aus dem Anwendungsfeld von PoDS, also aus
den Schulen, wurde in die Konzeption von PoDS einbezogenn? Frage 6-9

Schwer zu sagen, wer da von Schulstandorten eingebunden war. Es bleibt oft der Eindruck, dass zwar das PoDS oder das Bildungsportal auf diversen Veranstaltungen vorgestellt wird, dies ist aber als Einbahnstraße zu sehen im Sinne von das BMBWF informiert uns was gemacht wird – ob wir als Schule/LuL./SuS. das brauchen oder gefordert haben und ob die Software einen Mehrwert liefert spielt keine Rolle.
Das zeigen aber viele Softwareprojekte aus dem BMBWF. Die App zur Verwaltung der Geräte wurde uns „fertig“ – aus Sicht des BMBWF vermutlich – aus unserer Sicht kaputt vorgesetzt. Jetzt sind wir „eingebunden“, weil immer wieder Supporttickets zu erstellen sind. Ähnliches dürfte sich bei der Neuentwicklung der VWA-Verwaltungssoftware abspielen. Von Sokrates ist das ja schon lange bekannt: https://www.derstandard.at/story/2000019259030/sokrates-laesst-schulen-ueber-software-gruebeln Stellt sich die Frage, warum immer jene zum Zug kommen, die regelmäßig beweisen, dass Softwareentwicklung nicht ihre Kernkompetenz ist.

Bei der Entwicklung des Bildungsportals dürfte das im Moment aber besser laufen und ich kenne auch Testschulen, die da eingebunden sind. Somit hoffen wir, dass das Bildungsministerium hier auch dazugelernt hat. Das beantwortet aber nur zum Teil Frage 9. So haben wir um Unterstützung für die educloud austria gebeten – ein bottom-up Projekt. Die educloud austria wurde finanziell nie vom BMBWF unterstützt. Ein weiteres bottom-up Projekt wäre, endlich dsgvo-konforme Alternativen zu den vorhandenen Angeboten bei der Geräteinitiative zu ermöglichen. Warum können keine Geräte mit Freier-Open-Source-Software bei den Geräten ausgewählt werden? Warum gibt es diesbezüglich kaum oder keine Fortbildungen an den PHs? Warum überlässt man hier Google/Apple/Microsoft das Feld und schenkt ihnen die Daten/Profile von hundertausenden SuS. und LuL.? Bottom-up, Open-Source-Software, Public Money/Public Code ist nach wie vor nicht wirklich im Ministerium angekommen, auch wenn es immer wieder in diversen Sonntagsreden oder „Papieren“ vorkommt.
Auch bei den Prüfungsumgebungen wurden schon einige im Auftrag des Ministeriums implementiert – (z.B. sectesting,…) wie viele eigentlich? Aber kaum eine erfüllt die tatsächlichen Anforderungen an eine AHS, da es z.B. an der EDV-Ausstattung mangelt oder es nicht für BOYD-Geräten ausgelegt ist. Mittlerweile haben wir dieses Problem für alle AHS solange gelöst, bis uns eine Prüfungsumgebung vorgeschrieben wird. https://linux-bildung.at/2022/04/next-exam-plattformunabhaengig-pruefen/

Frage 10 – public money/public code
Am erwähnten Edtech-Hub habe ich nichts gefunden – ein Link in der Anfragebeantwortung wäre hier sicher hilfreich gewesen. Bleibt zu hoffen, dass die Veröffentlichung des Codes zeitnah geschieht. Jede Software, die mit öffentlichen Geldern finanziert wird, sollte auch als Open Source Software zur Verfügung stehen. Das würde Abhängigkeiten reduzieren, Integrationen leichter ermöglichen und die Wiederverwendung in anderen Bereichen erhöhen.

Frage 11:
Wieso wurden Teile der PoDS-Daten auf Servern des US-Unternehmens Microsoft in den Niederlanden gehostet und nicht in Österreich, wie das den Zielen der Datensicherheit und digitalen Souveränität entsprechen würde?

„Aufgrund der Größe des Benutzerkreises (1,2 Millionen Schülerinnen und Schüler
120.000 Lehrerinnen und Lehrer an 6.000 Schulen) ist (derzeit) eine Hostinglösung, die
für diese Größe performant skaliert, in Rechenzentren der öffentlichen Hand nicht für
jede Verarbeitungstätigkeit (etwa Schülerinnen- und Schüler-Postfächer, Distance
Learning-Tools) et cetera realisierbar. Verlagerung der Server auf einzelne
Schulstandorte beziehungsweise eine BYOD-Lösung am schülereigenen Endgerät
würden zu deutlich höheren IT-Sicherheitsrisiken als der Betrieb bei einem privaten
Clouddiensteanbieter führen.“

https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulrecht/ds.html#08


Kann das BRZ jetzt die Skalierung jetzt doch? Ich sehe keine Gründe, warum sie es nicht können sollten und andere Länder (Deutschland/Stichwort Bayerncloud) können das auch selber. Mit eduvidual beweisen wir das ja auch in Österreich schon mehrere Jahre, wenn es nicht an der Finanzierung scheitert. Zumindest ist positiv hervorzuheben, dass die Daten jetzt nicht mehr bei Microsoft landen.

Es finden keine Verarbeitungstätigkeiten im Rahmen des Bildungsportals in privaten
Clouds statt.“

Dieser Satz lässt so manchen Interpretationsspielraum zu. Was auch immer unter „Verarbeitungstätigkeit“ zu verstehen ist. Es kommen aber Daten aus diversen „privaten Clouds“ wie z.B. aus Sokrates oder E-Government-Anwendungen (ZMR).

Auch die Antworten zur educloud austria sind interessant.

Das Projekt educloud austria ist als private Initiative an Schulen herangetreten. Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung begrüßt grundsätzlich solche
Initiativen im Open-Source-Bereich.

Sie begrüßen es zwar, lassen es dann sterben in dem es finanziell nicht unterstützt wird, und verbrennen nebenbei Geld (12 Mio. € PoDS), das für solche Projekte dann fehlt.

Festzuhalten ist, dass der im Rahmen des „Digital Austria Acts“ angekündigte verstärkte
Einsatz von Open-Source-Software im schulischen und universitären Bereich breitflächig
erfolgen soll und diesbezüglich keinesfalls eine Festlegung auf einen Partner/Anbieter
zweckmäßig ist. Die educloud Austria bündelt verschiedene Open-Source-Produkte, wie
z.B. Moodle, Nextcloud und BigBlueButton unter einem Markennamen, stellt aber nicht
den einzigen Anbieter dieser Software-Produkte dar.

Welche Open-Source Anbieter stellt den das BMBWF den Schulen zur Verfügung um Videokonferenzen oder Online-Textverarbeitung/…/Dateiablagen/…. dsgvo-konform durchführen zu können. Oder wann erfolgt der verstärkte Einsatz von Open-Source-Software breitflächig? Die educloud Austria wäre ein erster Schritt gewesen und damit hätte das BMBWF auch beweisen können, dass sie Open-Source, Digitale Souveränität, digitale Selbstbestimmung der SuS. und LuL., den bottom-up-Ansatz,… auch tatsächlich ernst nehmen. Es bleibt bei den genannten Sonntagsreden.

Kategorien: Allgemein

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